HEINRICH VON KLEIST: PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG 2009 Theater St. Gallen, Regie: Katja Langenbach

HEINRICH VON KLEIST: PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG

HEINRICH VON KLEIST:
PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG

2009
Theater St. Gallen

Fotos von Tine Edel

JENNY ERPENBECK: HEIMSUCHUNG

JENNY ERPENBECK: HEIMSUCHUNG

Bayerischer Rundfunk 2009

Ursendung:
6. und 13.11.2009, 20:30 Uhr
Bayern 2

2 Teile, je ca. 75 min

Veröffentlichung auf CD: Eichborn, 2009

Komposition: Ulrike Haage
Bearbeitung und Regie: Katja Langenbach

Mit: Ulrike Arnold, Thorsten Nindel, Peter Fricke, Paul Herwig, Walter Hess, Nico Holonics, Sylvana Krappatsch, Julia Loibl, Bernd Moss, Wiebke Puls, Christiane Rossbach, Hildegard Schmahl, Katharina Schubert, Elisabeth Wasserscheid, Stefan Wilkening

heimsuchung

Kann man Heimat bauen? Ist sie tatsächlich festzulegen auf einen Flecken Erde und den Besitz eines Hauses? Oder ist Heimat die Kindheit in einem anderen Land, die mit Kriegsausbruch für immer verloren ging? Kann Heimat ein Land sein, aus dem man vertrieben wurde? Wie überwindet man das Heimweh, das durch den Verlust politischer Utopien ausgelöst wurde, das unabhängig ist von einem Land?
Von der "Heimsuchung" erzählt das zweiteilige Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Jenny Erpenbeck. Über ein Jahrhundert hinweg, von der Kaiserzeit bis in die Nachwendezeit, verfolgt es die Lebenssituationen der wechselnden Bewohner, Nachbarn und Besucher eines Hauses im Brandenburgischen. Die Geschichte Deutschlands bzw. Europas spiegelt sich an dieser Heimstatt.
Den Anfangspunkt dieses historischen Reigens bildet ein Großbauer, der sein Waldgrundstück an einem märkischen See verkauft: unter anderem einem Architekten und einem jüdischen Tuchfabrikant. Der Grund, der stets für die landwirtschaftliche Nutzung und als Mitgift vorgesehen war, wird zu einer Erholungsoase für Berliner Sommerfrischler.
Mit großer Liebe zum Detail errichtet der Architekt in den 1920er Jahren für sich und seine Frau ein Sommerhaus und verwurzelt ihrer beider Leben dort. Von den politischen Veränderungen der Nazizeit profitiert er. Dem jungen jüdischen Nachbarn, der seine Familie zurücklässt und emigriert, kauft er sein Erbgrundstück für die Hälfte des Verkehrswertes ab.
1945 wird das Haus von der Roten Armee besetzt und ein junger Major erfährt in der Begegnung mit der Architektengattin in einem Kleiderschrank, wie Fremde und Heimat für einen Moment eins werden können.
Nachdem das Architektenpaar in den Westen flieht, pachtet eine Schriftstellerin das Grundstück am See, eine überzeugte Sozialistin, die aus der Emigration zurückkehrt, um mitzuhelfen, in der ehemaligen Heimat eine neue Heimat aufzubauen. Doch die Realpolitik der DDR treibt sie in die innere Immigration.
In der Nachwendezeit fordern die Erben des Architektenehepaars das Grundstück zurück und zwingen die Enkelin der Schriftstellerin zur Räumung des mittlerweile baufälligen Hauses. Dem Gebäude droht der Abriss.
Jenny Erpenbeck stellt den historischen und politischen Umwälzungen die Figur eines Gärtners gegenüber. Jahr um Jahr gießt er im Sommer die Blumen, harkt im Herbst das Laub, spaltet Holz für den Winter, beschneidet Obstbäume und mäht im Frühjahr das junge Gras.
Katja Langenbach behält in ihrer Hörspiel-Bearbeitung die subjektive Perspektive des Romans bei. Jede Figur erzählt ihre Geschichte in einer eigenen literarischen Form, in die sich mitunter andere Stimmen einmischen. So werden die Motivwiederholungen und Parallelerzählungen hervorgehoben, mit denen Jenny Erpensbeck die Episoden verwoben hat.
Immer, wenn Jenny Erpenbeck ihren scharfen Blick auf die Dinge richtet, verändern sie sich blitzartig. Die Oberfläche schmilzt. Darunter kommt zum Vorschein, was als subkutane Irritation die Figuren bewegt.
(Pia Reinacher in der FAZ, 9.10.2001)

THOMAS RAAB: MINIMALUTOPIEN

THOMAS RAAB: MINIMALUTOPIEN

Bayerischer Rundfunk 2009

Ursendung:
5.7.2009, 15:00 Uhr
Wiederholung 6.7.2009, 20:30
Bayern 2

ca. 45 min.

Regie: Katja Langenbach

Mit: Christine Diensberg, Helga Fellerer, Alice Hein, David Herber,
Theresa Jarczyk, Oliver Losehand, Bernd Moss, Gudrun Skupin

Vor beinahe 500 Jahren beschrieb Thomas More die Wohnsituation in der Hauptstadt seiner Utopia:
Die Straßen sind zweckmäßig angelegt. Die Häuser sind keineswegs unansehnlich. Ihre lange und blockweise zusammenhängende Reihe übersieht man von der gegenüberliegenden Häuserfront aus. Es gibt kein Haus, das nicht, genauso wie es sein Vordertor zur Straße hat, eine Hinterpforte zum Garten besitzt. Die Gärten schätzen sie außerordentlich. Die Häuser wechseln sie alle zehn Jahre durch Auslosung.
Diese Mischung aus Austauschbarkeit, Komfort und Idylle prägt heute die Musterhaussiedlung Blaue Lagune. Die Ziele scheinen erreicht, der Wohlstand hergestellt, Fortschritt passiert, Erbschaften fließen. Und doch ist die Utopie brüchig. Wie wird die Zukunft werden? Bricht die Wirtschaft zusammen? Trägt die Umwelt den raschen Fortschritt? Bekomme ich Kredit?
Inmitten des Wohlstands sitzt der 'individualisierte Normalverbraucher' in seinem Sinus-Milieu und strebt nach Glück. Die Brüchigkeit des Staats und der Wirtschaft eskamotiert er in seinem Eigenheim. Seine Minimalutopien reichen nicht aus, ein Staatswesen mit zu bestimmen, mit dem er sich identifizieren könnte. Wie ein Kind bringt er seine Einkünfte mit schlechtem Gewissen ins Reine. Dabei sitzt er zugleich auf einem vererbten Ungerechtigkeitsgefühl, das alle außer ihn selbst betrifft. Spießeranarchismus sieht so aus, wie es More erträumte.
In Thomas Raabs erstem Originalhörspiel Minimalutopien moderiert eine nicht immer interesselose Radiosprecherin den Streit zwischen Philosophie und Soziologie um die Definitionsmacht über diesen postdemokratischen Massenmenschen, der als zwölf 'individualisierte Normalverbraucher' seine korrekten Kommentare beisteuert.
Die Sprechweise der Protagonisten verrät: Alle, sogar der zynische Werber, wohnen sie an der sozialkybernetischen Zeitenwende. Ironischerweise alle in Eigenheimen aus der Blauen Lagune. Und auch Philosophie und Soziologie bekommen in ihren Institutsgebäuden immer längere Bärte.

THOMAS LILGE: HAMLET SAMPLES 2009 Zimmertheater Tübingen, Regie: Katja Langenbach

THOMAS LILGE: HAMLET SAMPLES

THOMAS LILGE: HAMLET SAMPLES

2009
Zimmertheater Tübingen

THOMAS FREYER: AMOKLAUF MEIN KINDERSPIEL 2009 Theater St. Gallen, Regie: Katja Langenbach

THOMAS FREYER: AMOKLAUF MEIN KINDERSPIEL

THOMAS FREYER: AMOKLAUF MEIN KINDERSPIEL

Premiere: 12.2.2009 Theater St. Gallen Fotos von Tine Edel

LUKAS BÄRFUSS: DIE PROBE 2009 Vorarlberger Landestheater Bregenz, Regie: Katja Langenbach

LUKAS BÄRFUSS: DIE PROBE

LUKAS BÄRFUSS: DIE PROBE

Premiere: 10.01.2009 Vorarlberger Landestheater Bregenz